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Dienstag, 4. Februar 2025

Die Archäologen suchen nach keinen Horten. Aber einen Hort haben wir ausgemacht.





 Ich will eine Sache klarmachen, um ein Mussverständnis zu vermeiden. Man nimmt an, dass Archäologen nach Goldschätzen hätten suchen können.

Die Tatsache ist, dass  Archäologen nicht nach Horten, sondern nach einer Kulturschicht suchen. Unter dem Begriff meint man einen Boden, in dem es Spuren der menschlichen Tätigkeit gibt und den man mit einem Zeitraum datieren kann. Das heißt nicht unbedingt Gegenstände. Das kann einfach ein Boden sein, woraus Forscher durch Spuren Bakterien ermitteln, mit welchem Stoff die Bakterien in der Vergangenheit zu tun hatten. Das kann eine Kürschnerei, eine Färberei oder eine Gerberei sein.

Natürlich verzichten Archäologen auf keinen Hort. Aber sein archäologischer Wert ist nicht mit dem darin erhaltenen Gold geschätzt. Goldstücke lassen nur leicht die Schicht datieren, weil Münzen mit einer bestimmten Epoche verbunden sind. Auch sie lassen Erkenntnis über Handelswege erwerben.
Aber manche nicht kostbare Funde lassen mehr historische Geheimnisse offenbaren. Die Entdeckung einer Ruderdolle im Gnjozdowo ließ erschließen, dass Gnjozdowo einen wichtigen Hafen auf dem Weg "von den Warägern zu den Griechen" war. Außer der Archäologie konnten wir diese Information nirgendwo erwerben.

Und natürlich ist die Entdeckung von den Birkenrinden unvergleichbar wichtiger, obwohl sie kein Gold enthalten. Aber sie geben so viele Erkenntnisse, die man nirgendwo ausfindig machen kann. Es geht um historische Ereignisse, Toponyme, alltägliche Aktivitäten. Es war überraschend zu erfahren, dass die Rus ein fremdes Land für Nowgoroder war. Nur die Birkenrinde lassen uns den Werdegang der russischen Umgangssprache verfolgen und sogar Schlüsse über die Völkerwanderung ziehen.

Außerdem muss ich hinzufügen, dass diese These meine Weltanschauung total umgewandelt hat. Nach der Erfahrung als Archäologen bin ich zur Auffassung gekommen, dass die Geschichte einer Stadt die Geschichte ihrer Vorfahren statt der Geschichte der Meisterwerke ist. So ist für mich ein ethnografisches Museum kein Museum über Izbas, Spinnräder und Mühlen. Das ist ein Museum über Leute. Und nur dann folgen Izbas, Spinnräder und Mühlen, die diese Leute schaffen.

Wenn ich als Reiseführer arbeite, sage ich nie: „Das ist ein Barock, seien Sie glücklich, dass Sie es sehen können.“ Ich lege die Stimmungen unserer Vorfahren dar, warum sie den Barock bewunderten und dann warum sich ihre Stimmungen so veränderten, dass der Barock vom Klassizismus abgelöst wurde.

Ebenso ist für mich die Geschichtswissenschaft keine Geschichte über Tyrannen (gleicherweise Helden).  Iwan der Schreckliche, Peter der Erste, Bolschewiken fielen nicht von Himmel. Sie sind Früchte unserer Stimmungen, Sitten und Bräuche und auch eine Fortsetzung dieser Sitten und Bräuche. „Ein bisschen“ extrem. Aber das Pendel schwingt in die extreme Position nicht selbst, nur vor dem Gegenwirkungsprinzip. Das haben wir dem 3. Newtonschen Gesetz zu verdanken.

 Ich sage nie, dass unsere Vorfahren besser oder schlechter als wir waren oder Ausländer besser oder schlechter als die Russen waren. Sie begingen auch Fehler. Wie wir. Es sei denn, dass sie im Unterschied von uns nicht wussten, dass es ein Fehler sein könnte. Sie waren wie wir mit Ehebrüchen, Neid, Wissbegier. Es sei denn, sie waren in andere menschliche Beziehungen gestellt. Ich meine „Beziehungen“, aber nicht „Zeitraum“. Denn ein Zeitraum folgt immer den Beziehungen und nicht umgekehrt.

Daraus geht hervor, dass die Weltgeschichte vor allem die Geschichte des menschlichen Verhaltens bzw. nicht der Gegenstände oder der Tyrannen ist. Und Archäologen verschreiben sich, gerade eine menschliche Tätigkeit aufzufinden statt kostbare Goldstücke.

Aber den Hort haben wir entdeckt. 

Eines Septembertages machten wir uns darauf, um das Archiv herum zu graben. Zuerst ergab der Boden eine Enttäuschung.  Er erwies sich als eine Latrine, die nur stank, ohne Gegenstände war, die wir bis zum Ende ausgraben mussten. Hätten wir damals gewusst, was uns zuteilwerden wird! Würden Sie wissen, aus welchem Boden Horte entdeckt werden!

In einem benachbarten Schacht verrichteten meine Kollegen – Ilia und Sweta -- ihre Arbeit. Sie sind auf die Reste eines Holzblockhauses aus der Sowjet Epoche gestoßen. Und gerade unter dem Blockhaus hat Sweta Münzen aufgefunden. Sie waren ohne Behälter. Wahrscheinlich konnten sie in einen Textilstoff eingewickelt sein, der mit der Zeit zerfiel. Der Hort ergab Münzen - auch aus Silber - des 16. Jahrhunderts, das mit der Zeit der Wirren Anfang des 17. Jahrhunderts zusammenfällt. Horte vergräbt man nur aus Gefahr. Und 1612-1613 ertrug das Kloster eine Belagerung der Litauer. Zudem kommt eine besondere Empfindung auch zu einer persönlichen Geschichte: aus Gefahr versteckt ein Mönch Ersparnisse, die Gefahr verwirklicht sich, der Mönch kann sie nicht holen (ist er getötet?), und du bist der Folgende, der den Hort berührt.

Der Hort erwies sich als der reichste in der Geschichte des Klosters.

Freitag, 31. Januar 2025

Mnterurlaub in Weißrussland



 

Ich möchte über meinen Winterurlaub in Weißrussland erzählen. Im Jahr 2024 habe ich eine Woche in Minsker Gebiet in Weißrussland verbracht. Vor dem Silvester hatte ich beschlossen, dass es gut wäre, die Ferien im Ausland zu verleben. Als ich daran gedacht habe, ist es mir eingefallen, dass ich ein schönes Land brauche, wo man die preiswerten Ferien haben kann. Weißrussland schien, die beste Variante zu sein. Trotzdem war ich überrascht, als ich herausgefunden habe, dass es kein billiges Hotel in Minsk gab. Alles war zu teuer, als dass man die Ferien dort verbringen könnte. Nachdem ich mich darüber mit meiner Mutter beraten hatte, bin ich zum Schluss gekommen, dass es eine Chance gibt, einen tollen Ort in Weißrussland zu finden, wo der Winterurlaub sehr angenehm gewesen wäre. Meine Mutter hat mir vorgeschlagen, den Winterurlaub in einem weißrussischen Kurheim zu haben. Weißrussland ist für seine Kurheime gut bekannt: viele Kurorte und Kurheime befinden sich in diesem Land (es ist «Belaweschskaja puschtscha» («Bialowiezer Heide») zu erwähnen). Sie bieten verschiedene Dienstleistungen in den allen Bereichen der Medizin an. Man kann Neurokrankheiten, Gastrokrankheiten, verschiedene Knochenpathologien etc. in den Kurheimen behandeln lassen. Am angenehmsten und am nützlichsten ist die allgemeine Erholung, die mit Heilverfahren unentbehrlich verbunden ist. Meine Mutter betonte, die Winterferien würden beste Chance bieten, die Erholung mit den tollen Heilverfahren zu bekommen. Ich konnte nicht umhin, diese Möglichkeit auszunutzen. Das nächste Problem, mit dem ich konfrontiert wurde, bestand darin, dass ich solchen Ort in Weißrussland auswählen wollte, der sowohl aus medizinischer, als auch touristischer Sicht passend für mich war. Die Bialowiezer Heide schien am besten zu sein, aber die dortigen Kurheime boten mehr Medizin und frische Luft, als Landeskunde, für die ich mich sehr stark interessierte. Am Ende von meinen Suchen habe ich den sogenannten Naratsch-See im Minsker Gebiet gefunden. Dort befinden sich viele Kurheime, die den Kunden alle medizinischen Dienstleistungen anbieten. Die von den Kurheimen angebotenen Dienstleistungen sind nicht teuer, und das Gebiet selbst ist malerisch. Ich habe das Kurheim, das am Ufer von Naratsch-See lag, ausgewählt. 

 

 


Nach dem Silvester, als die Winterferien in Russland noch andauerten, bin ich samt meiner Mutter, die in diesem Land auch nie gewesen war, mit dem Zug nach Weißrussland gefahren. An den ersten Tagen des Jahres 2024 habe ich den Naratsch-See erreicht, der nicht weit von Litauen entfernt ist. In diesem Zusammenhang ist es etwas über die Besonderheiten von dieser Grenzregion zu sagen. Im Großen und Ganzen ist Weißrussland das Land, in dem die orthodoxe Kirche bei der Bevölkerung herrscht. Diese Tatsache vereint Weißrussland mit dem Nachbarland Russland und gestaltet sehr wichtige Bindung zu ihm, ohne auf die russische Sprache hinzuweisen. Verglichen mit dieser allgemeinen Situation, ist das Naratsch Gebiet mit der Verbreitung des Katholizismus, zu dem sich die polnischen und die litauischen Minderheiten bekennen, bezeichnet. Es ist deshalb auffällig, dass diese Region, wie ehrlich gesagt das ganze Weißrussland, fasziniert mit erstaunlicher Mischung der russischen und westlichen (meistens polnischen) Kulturen, die ihre Geschichte von dem Mittelalter tragen. Als ich dieser Tatsache bewusst gewesen bin, habe ich verstanden, dass ich genau das erhalten habe, was ich wollte. 

 

 

Wie gesagt, liegt das Kurheim am Ufer des Naratsch-Sees, der sich im Rajon Mjadsel nicht weit von der weißrussisch-litauischen Grenze befindet. Die von meinem Arzt verordneten Heilsverfahren und Methoden schlossen die Massage, die verschiedenen Formen der Elektrotherapie, die Sporttherapie (besonders die Spaziergänge an der frischen Luft und die Krankengymnastik), die Hydrotherapie (das Bewegungsbad und die Blitzgüsse) ein. Alle Heilmethoden waren sehr angenehm und wohltuend. Besonders gut haben mir die Massage und die Krankengymnastik gefallen. Jeden Tag bin ich durch den Wald spazieren gegangen und ich konnte die Aussicht auf den Naratsch-See auch genießen. Man durfte am Strande des Sees wandern und die schöne Natur beobachten. Ich habe den wunderbaren achttägigen Urlaub in der Natur erlebt, der mir eine Möglichkeit eröffnete, meine Gesundheit zu verbessern. Jeden Morgen habe ich mit dem tollen Frühstück begonnen, dann bin ich zur Behandlung gegangen, was immer spannend war. Die Speisen waren auch sehr lecker. Das Restaurant hat den Kunden die weißrussischen Spezialitäten angeboten. Somit konnte man die besondere weißrussische Kochkunst kennenlernen. Jetzt fällt mir Cepelinai und Grieben ein. Ich kann nicht umhin zu erwähnen, dass ich mir diese Speisen habe schmecken lassen. 

 

 

Die Kultur und die Freizeit sind auch anzusprechen. Wie ich schon angerissen habe, bringt das Mjadsel Gebiet die Vielfalt der Kultur auf dem Tisch, wenn man eine Vermengung der Kulturen und Zivilisationen durchleben will. Diese Region weckt bei mir als Historiker das besondere Interesse, weil die wichtigsten Ereignisse der russischen Geschichte dort passiert sind. Dabei reicht es, auf die Schlacht am Naratsch-See Aufmerksamkeit zu lenken. Das Mjadsel Gebiet war die Region, wo der militärische Zusammenstoß zwischen der russischen und der deutschen Armeen 1916 stattgefunden hat, der zur Niederlage Russlands geführt hat. Diese Niederlage war eine Stufe zum katastrophalen Ende des Ersten Weltkrieges, den das Russische Kaiserreich nicht überstanden hat. Wer sich für Militärgeschichte interessiert, kann im Mjadsel Gebiet eine Gelegenheit ergreifen, die Massengräber der deutschen und russischen Soldaten zu besuchen. Allerdings gibt es dort mehr erfreuliche Kulturaktivitäten. Denjenigen, die die kulturelle Welt der weißrussischen Polen und Litauer erleben wollen, bietet das Mjadsel Gebiet die beste Möglichkeit. Die alten katholischen Kirchen und Klöster lassen sich dort finden. Wie wichtig diese Kleinregion für die polnischen Katholiken ist, beweist die Tatsache, dass die Frau von dem ehemaligen Präsidenten Polens aus dem Mjadsel Gebiet stammt. Die Kirche, die sie als Mädchen besucht hat, befindet sich nicht weit entfernt von dem Kurheim, in dem ich mich erholt habe. Ich erinnere mich an die Kirche, die mit dem Standbild des Papstes Johann Paul des Zweiten ausgezeichnet war. Das ist ein Zeichen für den Dank, den die dortige Gemeinde sich um den Dienst für den Katholizismus, d.h. für den Gott, erworben hat. 

 


 

Zum Schluss fühle ich mich verpflichtet, festzustellen, dass ich sehr froh über diesen Urlaub war. Diejenigen, die den Aufenthalt in Weißrussland wählen, dürfen damit rechnen, dass sie sich kulturell bereichern werden und ihr Wohlfühlen fördern werden. Ich empfehle allen, den Urlaub dort zu verbringen. Ich kann es kaum erwarten, noch einmal hinzufahren und ich hoffe darauf, dass ich noch eine Chance haben werde.    

Montag, 20. Januar 2025

Meine Erfahrung dieses Jahres. Fortsetzung

 Das Interview mit Viktor hat mich ermutigt, diesen Beitrag zu verfassen. Das ermöglicht mir, Viktors Geschichte über das Igorlied aufzugreifen, das Studentenblog weiterzuentwickeln und meine Erzählung über meine Erfahrung als Archäologen fortzusetzen.

Wie ich schon gesagt habe, bin ich 2024 im Kirillo-Belozerskij Kloster gelandet. Wir haben Ausgrabungen ums Refektorium und Archiv herum vorgenommen. Die Gebäude gehen auf den 16.Jahrhundert zurück. Gerade an diesen Stellen hat der hochrangige Staatsbeamter Alexei Mussin-Puschkin im Winter 1792-93  im Auftrag der Kaiserin Katharina II. Manuskripte entnommen.

Wie ich schon erwähnt habe, waren russische Klöster vor Mitte des 18.Jahrhunderts die einzigen Herde der russischen Aufklärung. Aber seit diesen Jahren ist die Epoche der weltlichen Aufklärung eingetreten. Außerdem wurde den Klöstern der ökonomische Grund – der Boden mit der unentgeltlichen Arbeitskraft bzw. Leibeigenen -- entzogen. So wurde beschlossen, alle Manuskripte in den Klöstern zu erkunden, sie wegzunehmen, zu erforschen und öffentlich zu machen. So ist Mussin-Puschkin in das Kloster geraten. Wegen seiner Bedeutung hat die Sammlung des Klosters 25% der gesamten Sammlung von allen Klöstern ausgemacht.

Und das ist nicht alles. Nach der Behauptung von Alexandr Bobrow (das Institut für russische Literatur Puschkinhaus) und Michail Schibajew (der Abteilungsleiter der Manuskripte von der Russischen Nationalbibliothek) könnte gerade das Kirillo-Belozerskij Kloster der Ort gewesen sein, wo das einzige Exemplar vom Igorlied einmal entdeckt worden ist.

Überraschenderweise hinterließ selbst Mussin-Puschkin diesbezüglich keine Zeugnisse. Gewöhnlich prahlt und genießt man nämlich solche Erfolge mit allen Einzelheiten. Die Schuld daran könnte die nationale russische Krankheit bzw. Korruption getragen haben. Außer dass Mussin-Puschkin zuständig für die Entnahme der Manuskripte war, war er selbst ein privater Sammler der Altertümer. Heutzutage sei es ein Interessenkonflikt genannt. Erst nach seinem Tod tauchte eine Information auf, dass er einem Freund von ihm – nach inständigen Bitten – preisgegeben habe, dass er das Igorlied privat in Jaroslawl kaufen musste.

Die dramatische Ironie besteht darin, dass dieses einzige Exemplar 1812 während der Einnahme Moskau von den Napoleons Heeren verbrannte. Aber die Sammlung vom Kloster ist bis heute erhalten geblieben.

Ob die Hypothese stimmt oder nicht, werden wir kaum erfahren. Aber die Tatsache ist, dass das Igorlied mindestens vorübergehend im Kloster vorhanden war. Im späten 15. Jahrhundert verfasste ein Mönch vom Kloster namens Jefrossin das Epos Zadonschtschina. Das Epos war den Königen vom Beloozero gewidmet, die in der Schlacht vom Feld Kulikowo gefallen waren. Im Text sind sie als Habsichte vom Beloozero – белозерские ястребы - benannt. Und Zadonschtschina enthält etwa fünf Zitate aus dem Igorlied. So ist das Kloster ein einziger Ort, wo die Spuren des Igorlieds vorliegen. Und natürlich erfasste mich ein aufregendes Gefühl, den Boden und die Umgebung zu berühren, wo die beiden Meisterwerke der russischen Literatur getroffen sind und hier einmal auf einem Tisch gelegen haben.

Liebe Leser, wenn Ihnen Fehler in meinem Beitrag vorgekommen sind, die ich begangen hatte, würde ich mich darauf freuen, dass Sie mir Bescheid sagen.

ich grabe ums Archiv herum aus
ich grabe uns Reflektorium herum
Ich grabe ums Reflektorium herum aus


Dienstag, 14. Januar 2025

Welche Medien haben heutzutage einen größeren Einfluss auf die Meinungsbildung in Russland

Viktor Kupriyanov 

 In Russland gibt es eine Vielfalt der Medien, die für verschiedene Zielgruppen geeignet sind: das Fernsehen, der Hörfunk, die Zeitungen, die sozialen Netzwerke (die neuen Medien). Man läuft in Russland sowohl föderale, als auch regionale Medien. Man kann auch einige transnationale Medien hören, sehen und lesen. Es ist zu betonen, dass die Meinungsfreiheit in der russischen Verfassung festgeschrieben ist. Was die Frage nach dem Einfluss der Medien auf die Meinungsbildung in Russland angehet, ist es vernünftiger, dieses Problem durch die soziologischen Daten zu ermitteln. 

 Das Allrussische Meinungsforschungszentrum («WZIOM») präsentiert auf seiner Website die Resultate der Umfrage, die unter den russischen Bürgern und Bürgerinnen am 17. Dezember 2023 durchgeführt wurde (https://wciom.ru/analytical-reviews/analiticheskii-obzor/novosti-dostoinye-doverija). Die soziologische Statistik vom WZIOM liefert die Information über den Medienkonsum in Russland. Aus der Statistik ist es zu ersehen, dass das Fernsehen ein Leitmedium in Russland bleibt. Auf das Fernsehen entfielen 2023 40 % des gesamten Medienkonsums. Verglichen mit dem Jahr 2018 ist der Anteil des Fernsehens um 13 % gesunken. Auf dem zweiten Platz steht das Internet, dessen Anteil 19 % im Medienkonsum beträgt. Die Zahlen des Internetkonsums bleiben fast stabil. Gegenüber 2018 konnte die Zahl der Internetnutzer nur um 1 % gesteigert werden. Der Verbrauch an Nachrichten durch die Messenger («Telegram» z. B.) lag 2023 bei 11 %, aber dieses Medium gewinnt wesentlich an Bedeutung. Der Statistik ist es zu entnehmen, dass der Anteil der Messenger im Vergleich zu 2021 um 7 % gestiegen ist. Die Zunahme des Verbrauchs an Messenger lässt sich durch die totale Digitalisierung wegen der Pandemie erklären. Die alten Medien (Zeitungen, Zeitschriften und Rundfunk) haben keinen Einfluss auf die Meinungsbildung in Russland. Die Zeitungen machen nur 1 % des gesamten Medienkonsums aus, und auf den Rundfunk entfallen ca. 2 %. 

 Wenn man über die Nachrichten spricht, ist es am allerwichtigsten, dass die Bürger und Bürgerinnen der Berichterstattung der Medien vertrauen müssen. Im besten Fall müssen die Nachrichtensender objektiv sein. Um dieses wichtigste Ziel zu erreichen, ist es angenommen, dass die Medien verschiedene Positionen und Meinungen vermitteln. Die Soziologie ist imstande, zu ermitteln, ob die Nachrichtensender objektiv sind, oder nicht. Aus den Daten des WZIOM geht hervor (die Frage heißt: «Wo ist es Ihrer Meinung nach am leichtesten, die objektive Information über Russland zu finden?»), dass 26 % der Befragten angegeben haben, es sei am leichtesten im Fernsehen, die objektive Information über Russland zu finden. Angesichts der Tatsache, dass das Fernsehen in Russland den größten Anteil am Medienkonsum beträgt, ist dieses Resultat nicht erstaunlich. Trotzdem ist es festzustellen, dass die Vertrauensrate des Fernsehens unvermindert schrumpft. Im Vergleich zu 2016 hat sich die Zahl der Befragten, die das Fernsehen als objektiv betrachten, um 20 % verringert. Gleichzeitig hat das Vertrauen zum Internet zugenommen: der Anteil des Internets hat sich in den Jahren von 2016 bis 2023 von 10 % auf 24 % gesteigert. Gemäß den Daten vom WZIOM betrachten die Befragten die Zeitungen nicht als objektiv. Nur 2 % der Befragten haben im Jahr 2016 zugegeben, dass die Zeitungen das leichteste Mittel seien, objektive Information zu bekommen. 2023 hat sich diese Zahl um 3 % vermindert. Dieses Ergebnis muss einen nicht überraschen, weil die Papiermedien heutzutage nicht zu den wichtigsten Kanälen der Nachrichten zählen. Die soziologischen Daten geben auch Auskunft über die Dynamik des Vertrauens zu den Medien. Aus den Tabellen ergibt sich, dass 32 % der Befragten zugeben, die Berichterstattung sei in den letzten 2-3 Jahren objektiver geworden. Verglichen mit 2018 ist die Zahl nur um 2 % gesunken. Gleichzeitig bleibt 2023 die Zahl derjenigen, die ihre Meinung zu dieser Frage nicht verändert haben, fast stabil. Gegenüber 2018 hat sich diese Zahl von 30 % auf 32 % erhöht. Es ist zu merken, dass der geringste Anteil der Skeptiker auf den Zeitraum der Pandemie entfällt: 2020 machten sie 34 % aller Befragten. 

 Die Statistik zeigt, dass das Fernsehen ein wichtigstes Mittel der Berichterstattung in Russland bleibt, wodurch die Mehrheit sich über die Situation in unserem Heimatland informiert. Trotzdem verliert das Fernsehen an Bedeutung. Das Internet stellt die größte Herausforderung für das Fernsehen dar. Aus der Umfrage geht hervor, dass der Einfluss der Internetmedia von 2018 bis 2023 wesentlich zugenommen hat. Es ist zu erwarten, dass ihr Einfluss nur ansteigen wird. Im Großen und Ganzen zeigt die Umfrage, dass die Leute dem Fernsehen vertrauen. Die Mehrheit der Bevölkerung in Russland bekommt die Information aus dem Fernsehen. Für das Fernsehen ist es sehr erforderlich, die objektive Information zu verbreiten.

Dienstag, 7. Januar 2025

Künstliche Intelligenz

Der Autor der Zeitung «Telepolis» bespricht das Problem, ob die Künstliche Intelligenz (weiter – KI) für die Kulturschaffenden gefährlich ist, oder nicht. Er stützt sich auf dem Bericht vom Internationalen Währungsfond (weiter – IWF), dem zufolge KI vierzig Prozent der Arbeitsplätze beeinflussen könne. IWF stellt die Frage, ob die Finanzmärkte effizienter oder volatiler mittels der KI werden. Die Zeitung «The Economist» komme zum Schluss, der frühe US-Außenminister Henry Kissinger habe mit seiner Initiative in die richtige Richtung gewiesen. Henry Kissinger habe zum gemeinsamen Handeln in der KI-Ära aufgerufen. The Economist berichte, vom gemeinsamen Handeln sei die Menschheit noch weit entfernt. Der Fotografenverband «Freelens» fordere auf, Handlungsempfehlungen für die Nutzung von KI aufzustellen und die Politik für die branchenspezifischen Gefahren der KI zu sensibilisieren. Diese Aufforderung sei verständlich, weil die KI in Photographien die Möglichkeiten für Manipulation schaffe. Noch seien die meisten Berufsverbände oder Institutionen im Alleingang aktiv, um sich an die neuen Umstände der KI-Epoche anzupassen. Die Analysten des IWF denken, die Einführung der neuesten Iterationen künstlicher Intelligenz durch die Finanzmärkte könne das Risikomanagement verbessern und die Liquidität erhöhen. Gleichzeitig sei die KI in der Lage, die Märkte undurchsichtiger zu machen. Die Kreativindustrie sei auch überfordert, denn die KI könne solche Werke produzieren, die von den menschlichen Werken kaum zu unterscheiden seien. Außerdem berge die KI eine Gefahr, dass die Kunstschaffenden vieles wegen der KI verlieren. Der Studie der Confederation of Societies of Authors and Composers zufolge werden die menschlichen Schöpfer durch KI „Milliarden verlieren“. Die KI habe das Potenzial, den menschlichen Schöpfern den Schaden zuzufügen, sodass ihre Karrieren in Gefahr geraten würden. Gemäß der Studie würden die Anbieter von KI ansteigen, aber die menschlichen Urheber einen großen Teil ihrer Einnahmen einbüßen. Trotzdem sei die Diskussion über die Nach- und Vorteile des technischen Progresses nicht neu. In den 1970ern hätten die Künstler die Angst vor der Videotechnik gehabt. Aber heutzutage hätte ein Künstler auf die Idee kommen können, dass die Videotechnik der Kunst gefährde. Fakt sei, dass die KI Vorteile habe. Sie sei in der Lage, beim Katalogisieren zu helfen bei der Übertragung des Inhalts handgeschriebener Bücher. Die Leute seien überzeugt, dass die KI das Leben verbessern könne. Meiner Meinung nach sind die Erwartungen an die KI sehr übertrieben. Sie kann in einigen Bereichen helfen und die Arbeit einfacher machen. Man muss eine Kontrolle über die KI ausüben, um die potenziellen Gefahren zu beseitigen. Im Großen und Ganzen braucht die Menschheit eine neue Technologie, aber sie muss den Menschen bedienen und sein Leben vereinfachen. Viktor Kupriyanov

Mittwoch, 25. Dezember 2024

Schriftkompetenz nimmt grundsätzlich zu

Der Artikel handelt von dem Problem, dass die genormte Sprache mit der Verbreitung der Internetkommunikation der Gefahr unterzogen ist, ihre Normen nicht zu bewahren. Die Fachleute beruhigen uns, dass es sehr starke Regulative gebe, die dagegenwirken würden. Nach Beate-Memmesheimer, Linguistikprofessorin an der Universität Mannheim, differenziere sich die Schriftsprache zunehmend aus. Aber das heiße nicht, dass die Nutzer die Sprachregel n ablehnen oder vergessen würden. Im Gegenteil. Die Nutzer würden ihre unterschiedlichen Stile und Schreibweisen entfalten, ohne die Standartsprache zu vergessen. „Morgens in Büro korrektes Hochdeutsch, nachmittags auf Twitter kurzsilbige Pointen, abends im Chat schluderiger Redeschwall“ so die Linguistin. Man könne sogar von einer gestiegenen Schriftkompetenz sprechen. Das stehe im Einklang mit der Natur, wenn jede Generation der Jugendlichen ihre eigene Sprache entwickelt, um sich zu äußern, so die Linguistin. Jugendliche würden verweigern es,  die Standartsprache zu lernen, um sich bei ihren Freunden damit nicht ausgelacht zu werden. Aber auch darin bestehe keine Gefahr für die genormte Sprache. Im Internet gehe der Trend zu einer größeren Standardnähe: „Das hat mit dem Wunsch nach vorteilhafter Selbstdarstellung im Netz zu tun“. Auf seriösen Partnertvermittlungsbörsen werde sogar besonders eloquent formuliert, weil sich die Kundschaft betont bildungsnah zeigen wolle. Manche antikonventionellen Sprachen würden sich von selbst erledigen. Auch ich finde keine Gefahr für die Sprache mit der Entwicklung der Internetkommunikation. Die Geschichte lehrt uns, um seine Selbstständigkeit zu bewahren, muss man sich der gegenwärtigen Anpassung aussetzen. Den Nationen, die dem Wandel entgegenwirkten, gelang es nicht nur, ihre Selbstständigkeit zu bewahren, sondern sie wurden auch von den anderen Nationen verschluckt, die gegenüber den Herausforderungen der Zeit aufgeschlossen waren. Obendrein, ich habe bemerkt, da ich dank Internet mehr meine schriftliche Erfahrung gesammelt habe und unter der ständigen Aufsicht von Kritikern stehe, fällt es mir immer leichter, die Phrasen klarer aufzubauen.  Ich habe auch gelernt, Wörter für verschiedene Stile auszuwählen und Stile für verschiedene Ziele nicht zu vermischen. Wahrscheinlich bestand eine solche Gefahr, als das Telefon erfunden wurde und Leute aufgaben, Briefe zu schreiben. Aber die Geschichte erledigte ihren Kreis und jetzt entschuldigen wir uns, dass wir telefonieren müssen, statt eine Nachricht auf Telegram
zu schreiben. Wer weiß, was der folgende Schritt in der Kommunikation wird? Jewgenij

Dienstag, 17. Dezember 2024

Meine Erfahrung dieses Jahres

 Nach Überlegungen habe ich beschlossen, meine Erfahrung des Jahres mitzuteilen und zugleich mich mit meinen neuen Studienfreunden vertraut zu machen.

Eigentlich habe ich keinen festen Job.  Ab und zu bin ich als Archäologe tätig. Da ich für die russische Geschichte und Kunst begeistert bin, muss diese Tätigkeit meinem Hobby gepasst haben.

Die Archäologie ist das geisteswissenschaftliche Fach, das bei der Erforschung historischer Ereignisse die wichtigste Rolle spielt. Die anderen Historiker erforschen die Geschichte, die schon von vorigen Historikern erkundet war. Oder die Geschichte wurde von Vorfahren verfertigt, die subjektiv sein könnten. Zum Beispiel leisteten sie sich Verdienste ihrer Könige zu übertreiben und sogar auszudenken. Damals war es keine Sünde. Eigentlich könnten Chronisten das Verhalten von Königen einem Verhalten von Bibelprotagonisten gleichstellen. So kann nur ein Archäologe wie ein Kriminalist das ausschlaggebende Urteil fällen, ob ein Ereignis stattgefunden hat oder nicht.

Ich habe sogar ein Ziel erfunden, die Bibliothek von Iwan dem Schrecklichen ausfindig zu machen. Natürlich verbergen sich die Bibliotheken nicht in dem Boden, aber eine Motivation muss sein und wer weiß? Außerdem bin ich noch jung, liebe es, mit dem Schaufel unten dem Regen zu arbeiten und habe keinen großen Bauch, was bei der Arbeit in der Pose „Kniebeugen“ ganz wichtig ist.

So habe ich im Kreml von meiner Heimatstadt Wologda gegraben. Das Ziel habe ich nicht erreicht. Es gab nur ein Paar von Bastschuhen. Aber Null ist in der Archäologie auch ein Ergebnis. Mindestens lässt es einige Versionen widerlegen.

In diesem Herbst habe ich meine Erfahrung fortgesetzt. Dieses Mal im Kirillo-Beloserkij Kloster, das 100 Kilometer von Wologda liegt. Das Kloster mit dem in der Nähe liegende Ferapontow Kloster (sie sind ein einheitliches Museum) sind ein echtes Juwel der russischen Geschichte und der Kunst. Es fällt uns schwer vorzustellen, dass aus der christlichen Geschichte Russlands, die fast 1000 Jahre zählt, die Kunst Russlands mehr als Zwei Drittel der Geschichte nur in den Klöstern entwickelt wurde. Die russischen Klöster waren ein Herd des kulturellen Lebens Russlands im Mittelalter, bevor die ersten Universitäten im achtzehnten Jahrhundert entstanden sind. Die Klöster waren Archive, Bibliotheken, Verlage, Schulen, Konservatorien der geistlichen Musik, Kunstsalone, wo Ikonenmaler Ikonen geschaffen haben. Zum Beispiel ist das Ferapontow Kloster die einzige Einrichtung, die über Fresken vom Meister des XV-XVI Jahrhunderts namens Dionisij verfügt. Einmal hat Dionisij den Innenraum von der Mariä Himmelsfahrt Kathedrale im Kreml von Moskau bemalt. Aber die Hauptkathedrale Russlands wollte man immer „verbessern“. So sind die Wandmalereien von Dionisij dort nicht erhalten geblieben. Der Vorzug Nord Russlands als eines abgelegenen Ort besteht darin, dass niemand hier nur etwas „verbessern“ wollte, sondern auch sich auf eine Wiederherstellung einließ.  So sieht die Geschichte hier so aus, wie sie in der Vergangenheit war.

Das Kirillo-Beloserskij Kloster war ein Herd von dem literarischen Leben im Mittelalter. Natürlich freute ich mich auf besondere Funde. Und wir haben Glück gehabt.

Leider muss ich jetzt ins Bett gehen. Wenn ihr ar der Fortsetzung interessiert seid, lasst mich in den Kommentaren wissen.